UNESCO Welterbe – Schutz nur mit nachhaltiger wirtschaftlicher Entwicklung
Eisacktal/Villnöß – Die Nähe zum UNESCO Weltnaturerbe Dolomiten ist ein strategisches Thema im LEADER-Gebiet „Eisacktaler Dolomiten“. Dies nahm die Lokale Aktionsgruppe (LAG) rund um Präsidentin Sigrid Hasler und Vize-Präsident Robert Messner zum Anlass, um am 16. März zu einer Tagung mit Podiumsdiskussion nach Villnöß zu laden. Aufgezeigt wurde das Spannungsfeld zwischen Schutz und Entwicklung im Welterbe, ein Feld auf dem es sich geschickt zu bewegen gilt, stets mit dem Blick in Richtung Zukunft.
Alle sechs Gemeinden des LEADER-Gebietes „Eisacktaler Dolomiten“ sind von einer gemeinschaftlichen Ausgangslage geprägt: Sie bilden vom Eisacktal aus gesehen das „Vorland zu den Dolomiten“ und somit das Tor zum UNESCO Weltnaturerbe. Daraus ergeben sich gleichermaßen Kernthema und Leitstrategie für das LEADER-Gebiet: Die Umsetzung der Ziele des UNESCO Weltnaturerbes Dolomiten im Gebiet der sechs Gemeinden durch Projekte, welche die Nachhaltigkeit fördern und parallel dazu bei der Bevölkerung die Kenntnis und die Akzeptanz für das Naturerbe erhöhen.
Um dem Thema auf den Grund zu gehen, lud die LAG Eisacktaler Dolomiten am 16. März in St. Peter Villnöß zu einer Tagung mit Podiumsdiskussion ein. Die Hauptreferenten des Vormittages Beat Ruppen (UNESCO Welterbe Swiss Alps Jungfrau-Aletsch) und Erich Tasser (Institut für alpine Umwelt der EURAC in Bozen) schilderten dem Publikum, im bis auf den letzten Platz gefüllten Kulturhaus, ihre bisherigen Erfahrungen und Erkenntnisse mit Schutzgebieten und deren Perspektiven für eine zukunftsträchtige Entwicklung.
„Die Entwicklung eines Gebietes bewegt sich immer im Spannungsfeld zwischen „Natur & Kultur“, dem Schutz und einer nachhaltigen wirtschaftlichen Nutzung“, so Beat Ruppen, ehemaliger Geschäftsführer des UNESCO Welterbes Jungfrau-Aletsch. Der Alpenraum ist seit jeher Naturraum aber auch Kulturraum, in welchem Menschen leben, arbeiten und ihre Freizeit verbringen. Den unterschiedlichen Bedürfnissen gilt es gleichermaßen Rechnung zu tragen. In seinem Referat zum Thema „Naturparke in Zeiten von Klimawandel und Globalisierung“ warf Erich Tasser konkret die Frage auf: „Welche Landschaft wollen wir?“. Dabei zeigte er verschiedene Szenarien auf, wie sich der Natur- und Kulturraum in den Alpen mit und ohne Zutun des Menschen in den nächsten Jahrzehnten entwickeln kann. Dabei sprach er sich dezidiert für die verstärkte Unterstützung einer extensiven Landwirtschaft und eine nachhaltige touristische Nutzung aus.
Die Podiumsteilnehmer Thomas Aichner (IDM Südtirol), Elisabeth Berger (Amt für Naturparke der Autonomen Provinz Bozen), Bürgermeister Peter Pernthaler, Helmut Tauber (HGV Vize-Präsident) und Gerhard Vanzi (EURAC Bozen) vertieften in der anschließenden Diskussion mit dem Publikum die von den beiden Referenten aufgeworfenen Themen. Dabei wurde der Ansatz einer sanften, nachhaltigen Entwicklung im gemeinsamen Dialog aller Interessensgruppen hervorgehoben: Ob es nun gilt, sich vom reinen Konsum abzukehren und „nachhaltige Lust auf Tourismus zu wecken“, wie Thomas Aichner sagt, oder sich „anders als andere zu positionieren, indem man neue Werte entdeckt“, wie es Gerhard Vanzi formuliert, oder wie es einige Stimmen aus dem Publikum bekräftigten: letztendlich ging es durchwegs um die Schaffung einer neuen Dialogkultur im Gebiet hin zu einem nachhaltigen Gleichgewicht zwischen Nutzung und Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft.
„Konkret heißt das, die bestehenden wichtigsten Wirtschaftszweige Tourismus und Landwirtschaft und in der Folge auch das Handwerk und die Dienstleistung im gemeinsamen Dialog in eine zukunftsfähige Entwicklung zu führen, ohne jedoch die naturräumlichen Qualitäten des Gebietes zu beeinträchtigen“, so Robert Messner, Vize-Präsident der LAG Eisacktaler Dolomiten und Präsident des Führungsausschusses im Naturpark Puez-Geisler. Dies betrifft Themen der nachhaltigen Mobilität und der Besucherlenkung sowie neue Informations- und Kommunikationstechnologien genauso, wie die Nutzung und Verstärkung von Synergien, etwa zwischen Tourismus und Landwirtschaft.
Im Vordergrund der Diskussion standen insbesondere auch die weichen Faktoren der Entwicklung: „Das Welterbe in die Seele aufnehmen“ nennt es Elisabeth Berger, „Herzschöpfung“ nennt es Beat Ruppen. Insgesamt gilt es, eine Kultur des Miteinander zu schaffen, auf welcher die unterschiedlichen Entwicklungen und Projekte aufbauen. „Neben den konkreten Entwicklungsprojekten geht es uns im LEADER-Gebiet um die Schaffung und Förderung eines neuen Bewusstseins dafür, dass das UNESCO Weltnaturerbe Dolomiten eine große Chance für die Entwicklung des gesamten Gebietes in sich birgt. Im Rahmen des Lokalen Entwicklungsplanes zielen wir zusammen mit den betroffenen Gemeinden darauf ab, eine neue Kultur der gemeinsamen Strategien zu entwickeln, die in einer zunehmenden gebietsübergreifenden Zusammenarbeit im Zeichen des Welterbegedankens spürbar wird.“, so zieht die Vorsitzende der LAG Eisacktaler Dolomiten Sigrid Hasler ihr persönliches Resümee zur Tagung.